Der 1. Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Metzingen e.V.Jörg Seitz begrüßte am Donnerstag, 29.02., sehr erfreut die Gäste im vollbesetzten Kulturforum und den Referenten Peter Faber, langjähriger Gärtnermeister der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen, Vorstand des NABU in Balingen und Hobbyfotograf, der viele Jahre in Neuhausen lebte.
Herr Faber zeigte und beschrieb in seinem Bildervortrag verschiedene naturnahe Gartensituationen auf Privatgrundstücken, öffentlichen Flächen sowie aus den Lehr- und Versuchsgärten der HfWU: Braike Nürtingen (geöffnet im März Mo – Fr: 9-12 Uhr, ab April Mo – Fr, 8-20 Uhr) und Hofgut Tachenhausen (bei Oberboihingen).
Hier folgt einiges Wissenswerte aus diesem Vortrag:
Da Summe aller Gärten ist etwa so groß wie die halbe Fläche aller deutschen Naturschutzgebiete. Naturnah gestaltet, könnten sie wichtige Trittsteine in einem Biotopverbund sein. Diese Vernetzung ist für die Erhaltung der Biodiversität sehr wichtig, erklärte der Referent mit Verweis auf das andauernde Insektensterben und die zunehmende Gefährdung vieler Vogelarten.
Die Bodenvorbereitung ist das A und O der Gartengestaltung. Wurzelunkräuter müssen entfernt werden oder man lässt „Unkraut“ unter einer Teichfolie über Sommer absterben. Herr Faber empfahl die schweren, lehmigen Böden bei uns eher mit strukturstabilem Sand als mit Torf zu lockern. Für die richtige Pflanzenauswahl ist der Standort entscheidend. Jede Staude hat ihren bevorzugten Standort, der oft auf den Etiketten mit Kennbuchstaben angegeben ist. Ansaaten sollten nur mit gebietsheimischem Saatgut erfolgen. Naturnahe Gartengestaltung ist Lebensraumgestaltung, denn je nach der Bepflanzung wandern verschiedene Insekten- und andere Tierarten wieder ein. Damit diese Arten sich dauerhaft ansiedeln, brauchen sie Futter und Unterschlupf. Viele Blühmischungen bietet den fertigen Fluginsekten zwar viel „Treibstoff“, doch deren Larven brauchen ganz andere Futterpflanzen. Die Raupe des Tagpfauenauges z.B. ernährt sich ausschließlich von Brennnesseln. Insekten und ihre Larven finden Unterschlupf in Blüten- und Fruchtständen oder in den Pflanzenstängeln, wo sie auch ihre Eier ablegen und überwintern können. Herr Faber gab daher den Rat, im Herbst den Garten nicht sauber aufzuräumen, sondern die vertrockneten Pflanzen bis ins Frühjahr stehen und nach dem Abschneiden noch eine zeitlang im Garten liegen zu lassen, damit sich die Insekten daraus retten können.
Als weitere tierfreundliche Maßnahmen zeigte Herr Faber Sand- und Wasserflächen bzw. Schalen, Benjeshecken, verschiedene Nistkästen und richtig ausgestattete, professionelle „Bienenhotels“, an denen die Hautflügler sich nicht ihre Flügel kaputt machen.
Faber erteilte eine klare Absage an Herbizide, Pestizide und Fungizide im naturnahen Garten.
Er empfahl zu kompostieren, am besten mit einem Komposter aus verzinktem Streckmetall mit Boden und Deckel. Das hindert Mäuse und Ratten , sich im Kompost einzuquartieren und der Deckel kann zugleich als Kompostsieb dienen . Als geeignete Gartengeräte nannte Herr Faber u. a. Kreiselfreischneider und Balkenmäher. Mähroboter köpfen jedes Blümchen und sie verletzen oft Igel u.a. Tiere.
Im naturnahen Garten lässt der Gärtner eine gewisse wilde Unordnung zu für die Vielfalt der Pflanzen und Tiere und zu Gunsten seines eigenen jetzt positiven Arbeits- und Zeitkontos -ganz nach dem Titel des Vortrages: „Der naturnahe Garten – eine Oase für Mensch und Tier.“