Fotos z.T. von gestern (23.04.2020) und ergänzende Infos zu unserer Region zu:
1. Apfelbaumgespinstmotte

Foto: AGM-Gelege-Tiere

Foto: AGM-Gespinst

Foto: AGM-Gespinstinhalt

Foto: Gespinstinhalt-Netz_entfernt

 Foto: SchabefraßAGM


2. Roter Knospenwickler

Foto: Raupe RoterKnospenwickler

Foto: Roter Knospenwickler


3. Birnenpockenmilbe

Foto: Birnenpockenmilbe


1.
aktuelle Eindrücke der Kontrolle auf Apfelgespinstmotte in unserem Spritzversuch,
den hat Martin Nagel vom Obstbau Metzingen durchgeführt auf Anregung von Martin Trautmann (beim ersten und letzten IP-Gruppentermin des Jahres),
um zu prüfen, wieweit der Einsatz von BT und Azadirachtin (NeemAzal) vergleichbare Ergebnisse bringt.

Angaben aus der Literatur (z.B. W. Kotte, 1952 - zu Zeiten, wo Hochstammobstbau noch gang und gäbe war) berichten, dass die AGM erst eine Zeit lang einen Blatt-minierenden Fraß durchführe (Gänge im Blatt selbst), um dann sich zum geselligen Fraß unter Gespinsten zusammen zu finden.
Das scheint die diesjährige Generation für verzichtbar bzw. überspringbar zu halten oder eher: die Entwicklung ging sehr rasch, so dass kurze Zeit nach Rote Knospe (vor 1,5 Wochen etwa), wo die Tiere frisch aus dem Gelege gewandert grade einen Millimeter groß waren (siehe Bild: AGM-Gelege-Tiere vom 27.03., wo ich ein Gelege geöffnet habe und die Tiere im Binokular mit mm-Skala daneben fotografiert habe) die Tiere nun bereits knapp 3mm (!) groß sind und bereits Gespinste bilden.

Die sind nun gut auffindbar, über den silbrigen Schimmer der Gespinste. Das zeigt aber auch: zu diesem Laub-Entwicklungsstadium (in dem sich sicher noch nicht ALLE Bäume im Landkreis befinden!) und wenn die Gespinste angelegt sind, sind weitere Spritzungen nur noch von sehr eingeschränkter Wirkung.
Die rasche Entwicklung zeigt aber auch, dass die Empfehlung richtig ist, BT zur Roten Knospe einzusetzen, weil es danach sehr schnell Richtung Gespinste geht, wodurch die Tiere relativ geschützt sind.

In den Gespinsten scheinen sich die Truppen der einzelnen Gelege zusammen aufzuhalten - die Zahl an Tieren bewegt sich um die 40-50. Siehe Bilder, wo ich ein Gespinst öffne und das Netz entfernt habe. Darunter knubbeln sich die Räupchen. (Bilder: Gespinst - Gespinstinhalt - Gespinstinhalt - Netz entfernt)
Die Fraßschäden der Tiere sind zur Zeit noch Schabefraß - siehe Bild. Das bedeutet, Fraßschäden, wo nur noch Gerippe von Blättern vorgefunden werden stammen nicht von der AGM!

Denn:

2. Roter Knospenwickler
Erschwerend kommt dieses Jahr hinzu, dass wir ein verstärktes Auftreten des Roten Knospenwicklers feststellen können.  




Der Rote Knospenwickler ist in den zeitgemäßen Informationen (LTZ, Hortipendium...) nicht auffindbar, da er im Erwerbsobstbau keine Rolle spielt!
Er wird durch Standard-Anwendungen mit erfaßt. Nur im ökologischen Anbau taucht er in den Beratungsinfos auf:
weitere Wickler, auch Roter K.wickler

In der Anlage bei Glems, wo die Spritzversuche laufen, finden AGM und Roter Knospenwickler zum Teil MITEINANDER.
Wobei der Rote K.wickler keine sichtbaren Gespinste anfertigt, sondern die Blätter von innen her miteinander verklebt (siehe Bild Roter Knospenwickler) und sich darin aufhält und frißt:
 

In unserem Fall wurde der Rote Knospenwickler durch BT nicht mit erfaßt. Die AGM wurde auf den mit BT behandelten Flächen dagegen nahezu komplett beseitigt.

3. Birnenpockenmilbe
In Befallslagen sind nun die ersten Birnen-Blättchen mit Pocken zu finden, die durch die Birnenpockenmilbe erzeugt werden.

An Jungbäumen sollten diese Blätter zügig entfernt werden, um die weitere Ausbreitung zu verhindern.
Eine Bekämpfung an Ertrags- und Altbäumen ist nicht sinnvoll. Ein Schaden an den Früchten erfolgt nicht.
Birnenpockenmilbe bei Hortipendium


Gerne nehme ich Ihre Fragen zu Befallssituationen mit Bildern oder Beschreibungen entgegen und
versuche zeitnah zu antworten.
So können wir vielleicht ein wenig den Ausfall der IP-Gruppenarbeit kompensieren.

Bleiben Sie gesund
und wässern Sie Ihre Jungbäume.


Mit freundlichen Grüßen,
Thilo Tschersich



Ihre Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau
Isabel Möhrle, Ulrich Schroefel und Thilo Tschersich

Landratsamt Reutlingen
- Grünflächenberatungsstelle -
  Haydnstraße 5-7
  72764 Reutlingen