Neben den Honigbienen spielen Wildbienen bei der Bestäubung in der Natur, aber
auch bei Kulturpflanzen eine große Rolle.
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e mehr verschiedene Wildbie-
nenarten eine Blüte besuchen,
desto häufiger wird sie bestäubt,
was sich auch auf die Fruchtgrö-
ße POSltIv auswirkt (siehe auch O&G
3/2017, S. 8 bis 11). Nicht nur die Anzahl
der Individuen spielt dabei eine Rolle,
sondern mehr noch die Artenvielfalt. Die
meisten Früchte und Samen entwickeln
Pflanzen, die von Honigbienen und einer
Vielzahl anderer Bestäuber zugleich be-
sucht wurden.
Auch für Wild bienen, die noch nicht
einmal eine "Honig-Lobby" haben, wer-
den die Lebensbedingungen immer
schwieriger, die Populationen nehmen
stark ab. Neben dem Einfluss von Um-
weltgiften bieten die zunehmende Bo-
denversiegelung, der Verlust ungenutz-
ter Flächen wie Ackerränder und Bra-
chen, eintönige Landschaften mit Mono-
kulturen und gedüngte, wildblumenar-
me Wiesen immer weniger Nahrung und
Nistgelegenheiten.
Rund 550 Wildbienenarten leben in
Deutschland, vor allem eine Vielzahl ver-
schiedener Solitärbienen wie Sandbie-
nen, Pelzbienen, Zottelbienen, Seidenoie-
nen, Wollbienen und Holzbienen. Aber
auch einige Staaten bildende Wildbienen
gehören dazu, allen voran etwa 35 Hum-
melarten. Knapp die Hälfte der Arten gilt
in Deutschland als gefährdet. Im Garten
können wir Wildbienen durch das Anbie-
ten von Nahrungspflanzen, Nist- und
Überwinterungshilfen unterstützen und
werden womöglich direkt durch eine rei-
chere Fruchternte dafür belohnt.
Individuelle Nistplätze
Die meisten Wildbienen leben solitär
und legen ihre Nester einzeln an, auch
wenn manchmal dicht beieinander lie-
gende Brutnester ganze Kolonien bilden
können. Die weiblichen Tiere suchen - je
nach Art - unterschiedliche, geeignete
Hohlräume, in die sie meist jeweils nur
ein Ei legen, zusammen mit einem aus
Pollen und Nektar bestehenden Nah-
rungsvorrat für die sich entwickelnde
Larve. Danach verschließt die Biene den
Hohlraum mit Lehm, Sand oder Pflan-
zenfasern. Häufig werden mehrere sol-
cher Brutzellen hintereinander angelegt.
Die Entwicklung vom Ei über die Larve
und die anschließende Verpuppung zur
ausgewachsenen Biene dauert annä-
hernd ein Jahr, einschließlich des Win-
ters, den die Tiere im Puppenstadium im
Nistraum verbringen.
Hummeln bilden einjährige Staaten.
Nur die Königinnen überleben den Win-
ter, begründen im Frühjahr ein neues
Hummelvolk mit bis zu mehreren hun-
dert Individuen und benötigen für das
Nest einen entsprechend großen Platz.
Hummeln nisten je nach Art in Erdlö-
ehern, Hohlräumen zwischen Steinen
und hohlen Bäumen, nehmen aber auch
leere Vogelnistkästen oder passende
Hohlräume in Gebäuden an.
Die vielen verschiedenen Solitärbienen-
arten stellen verschiedene Ansprüche an
die Nistplätze: Manche bauen ihre Brut-
zellen in hohle Pflanzenstängel oder in
morsches Holz, manche nutzen vorhande-
ne Fraßgänge von Käfern. Einige Arten
wie die Gartenwollbiene nisten in Mauer-
ritzen, viele andere wie Schwebebienen,
Hosenbienen und Sandbienenarten gra-
ben selbst Gänge in den Erdboden. Man-
che Mauerbienenarten bauen ihre Brut-
zellen gar in verlassene Schneckenhäuser.
~ Maßnahmen im Garten
Schon durch "Nichtstun" kann man viel
für Wildbienen (und andere Nützlinge)
tun, denn in weniger aufgeräumten Gär-
ten finden sich vielfältige Materialien,
die als Unterschlupf und Baumaterial
dienen können: Steinhaufen und Ecken Behaarte Pflanzen wie Wollziest (Sta- Darüber hinaus und besonders in klei- Für Wild bienen, die fertige Hohlräume |
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Mein Bienengarten
Gärten werden für Wildbienen und Hummeln
Mein Bienengarten. Bunte Bienenweiden für Hum- |
Mauerbienen und Blattschneiderbienen
Hohle Bambus- oder Schilfröhren |
4120171 Obst & Garten |
fe gebohrt werden. Am besten eignet Hohlstrangfalzziegel sind Dachziegel, |
wird. Bündel markhaltiger Stängel, z.B.
von Holunder oder Brombeeren, sollte
man hingegen nur senkrecht oder, damit
Regenwasser ablaufen kann, schräg an
Zäunen oder Wänden befestigen, weil
dies den natürlichen Gegebenheiten am
nächsten kommt. Detaillierte Anleitun-
gen für den Bau geeigneter Nisthilfen
finden Sie etwa unter www.nabu.de/
tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen
linsekten- helfen.
Alle Nisthilfen für Wildbienen müssen
trocken, möglichst sonnig und warm, vor
Regen und Wind geschützt angebracht
werden, beispielsweise an der Südwand
eines Schuppens.
Auch für Hummeln kann man Nistkäs-
ten kaufen oder selber bauen (siehe Im-
kerei-Serie in O&G 1, 2 und 3/2017). Im
Unterschied zu Solitärbienenständen
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sollten Hummelkästen eher schattig und
kühl stehen, da das Volk selbst viel Wär-
me produziert. Künstliche Kästen sind
aber nur nötig, wenn sich nicht genü-
gend natürliche Hohlräume finden: eine
unaufgeräumte, wenig betretene Ecke
eines Schuppens, verlassene Mauselö-
cher oder ein Haufen Feldsteine.
Nahrungsangebot
Um den Hummeln das Überleben zu si-
chern, ist ein breites und lückenloses An-
gebot an nektar- und pollenreichen Nah-
rungspflanzen über das ganze Jahr hin-
weg viel wichtiger. Bei auftretendem
Nahrungsmangel kann ein gut entwi-
ckeltes Hummelvolk in kurzer Zeit zu-
grunde gehen. Zwar bevorzugen sie je
nach Rüssellänge unterschiedliche Blü-
tentypen, insgesamt sind die pelzigen
Brummer aber hinsichtlich des Blütenan-
gebots wenig wählerisch. Zu den beson-
ders beliebten Arten zählen Taubnessel
(Lamium), Lungenkraut (Pulmonaria),
Fingerhut, Akelei, Beinwell, Glockenblu-
men, Wicken, Salbei und Stockmalve.
Auch für Solitärbienen gilt: Neben ge-
eigneten Nistplätzen sind vor allem nek-
tar- und pollenreiche Blüten wichtig, die
als Nahrung dienen. Unterschiedliche
Wildbienenarten sind auf unterschiedli-
che Pflanzen spezialisiert. Manche Arten
sind eng an eine einzelne Pflanzenart
gebunden, so die Zaunrüben-Sandbiene,
die Natternkopf-Mauerbiene und die Glo-
ckenblumen-Sägehornbiene. Die Blutwei-
derich-Sägehornbiene ernährt ihre Brut
nur mit Pollen des Blutweiderichs (Lyth-
rum salicaria), während die Knautien-
Sandbiene auf die Ackerwitwenblume
Obst & Garten 1412017